Thomas Mann vorgestellt von Lena Gorelik

Deutsche Hörer! (S. Fischer)

Mit seinen Rundfunkansprachen an die Deutschen Hörer – von der BBC ins Nazireich gesendet – ist Thomas Mann als pointierter Zeitdiagnostiker und unerbittlicher Gegner des NS-Regimes zu entdecken. Illusionslos und mit drastischen Worten benennt der sonst so feinsinnige Schriftsteller aus dem kalifornischen Exil die Verheerungen des Vernichtungskrieges und die von ihm sehr früh erkannten „Juden-Gräuel in Europa“. Nach der Befreiung Majdaneks durch die Rote Armee kommentiert er: „Es war kein Konzentrationslager, sondern eine riesenhafte Mordanlage.“

Hitler nennt er „die abstoßendste Figur, auf die je das Licht der Geschichte fiel“, in der Nazi-Ideologie erkennt er einen „verhängnisvollen Superioritätswahn“. Thomas Mann, laut Selbstaussage „ein unpolitischer Mensch im Grunde“, appelliert in seinen Rundfunkansprachen an Vernunft und Humanität, setzt sich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte ein. Schockiert vom schieren Ausmaß an Brutalität und Gewalt, die von deutschem Boden ausgingen, von „Völker- und Rassenmord, blödsinniger Vernichtung“, fragt er aber auch nach den Möglichkeiten eines nachhaltigen Friedens und den Voraussetzungen für Sühne und Versöhnung. 

2025 feiern wir den 150. Geburtstag des Autors der Romane Buddenbrooks und Der Zauberberg. Das Jubiläum ist aber auch ein Anlass, den politischen Denker und öffentlichen Intellektuellen wieder mehr ins Bewusstsein zu rufen. Die Neuauflage von Deutsche Hörer! erscheint in Thomas Manns Hausverlag S. Fischer, in dessen Stammsitz in der Hedderichstraße die Schriftstellerin Lena Gorelik und der Lektor Sebastian Guggolz sie bei dieser Frankfurter Premiere gemeinsam vorstellen werden. Auszüge aus den Ansprachen liest der Schauspieler Werner Wölbern.   

Moderation: Sebastian Guggolz
Lesung: Werner Wölbern

Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. 1929 erhielt er den Literaturnobelpreis, 1949 den Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main. Ab 1933 lebte Thomas Mann im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte er nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.

Lena Gorelik ist Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Journalistin. Regel­mäßig schreibt sie Beiträge zu gesellschaftlichen Themen, u.a. für die Süddeutsche Zeitung oder Die Zeit. 2024 wurde sie mit dem Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste ausgezeichnet. Zuletzt erschien 2021 der Roman Wer wir sind (Rowohlt Berlin), 2024 hat Lena Gorelik gemeinsam mit Miryam Schellbach und Mirjam Zadoff die Anthologie Trotzdem sprechen (Ullstein) herausgegeben. 

Sebastian Guggolz ist Lektor im S. Fischer Verlag und Verleger des Guggolz Verlags. Zuletzt war er Herausgeber der Anthologie Kafka gelesen (S. Fischer). 

Werner Wölbern ist Schauspieler und Sprecher. Er war festes Ensemble-Mitglied des Wiener Burgtheaters und spielte  unter am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, am Deutschen Theater Berlin und am Schauspielhaus Bochum. Er war zudem in zahlreichen Tatort-Folgen und in den Netflix-Serien Dark sowie Babylon Berlin zu sehen und ist Professor für Schauspiel an der HfMDK. 

Donnerstag, 13. Februar 2025, 19 Uhr

Ort: S. Fischer Verlag, Hedderichstraße 114, 60596 Frankfurt am Main

Eintritt frei. Die Plätze sind begrenzt, um Anmeldung per E-Mail an kulturportal@stadt-frankfurt.de wird gebeten.

In Kooperation mit dem S. Fischer Verlag